andreas woernle photographie - Reisen - Tiere - Landschaft - People 
 

Wüsten fotografieren

Welche Wüste überzeugt mit den schönsten Farben? Wo findet man die besten Spiegelungen? Welche Wüste lässt sich einfach bereisen?

Eigentlich bestehen die wenigsten Wüste aus Sand, obwohl wir bei diesem Begriff immer zuerst an die Sahara denken. Auch die Antarktis oder Grönland werden als Eiswüsten bezeichnet. Der Niederschlag auf Grönland und um den Südpol ist noch geringer als in den arabischen Sandwüsten, weil es Wolken nie bis dorthin schaffen. Zu den schönsten Wüsten gehört für mich die Wüste Wadi Rum im Süden von Jordanien. Dort gibt es keine weißen Sanddünen sondern rote Sandsteinfelsen, weiße Gebirgszüge mit sandigen Ebenen dazwischen. Der vom rostigen Eisenerz rot gefärbte Sand in der Wüste Namib steht in faszinierendem Farbkontrast zur Salzpfanne im Deadvlei mit seinen schon vor hunderten Jahren abgestorbenen schwarzen Baumstümpfen. Der fast ausgetrocknete Aral See in Usbekistan hat seinen See-Boden als bizarr geformte Sandwüste hinterlassen. Auch wenn der Blick im Death Valley von Arizona weit über die weiße Salzfläche reicht, stellt die Uyuni Salar in Bolivien mir ihrer Größe alle anderen Salzwüsten der Welt in den Schatten. Dass der Ayers Rock im australischen „Red Centre“ inmitten einer großen Wüste liegt, vergisst man fast, wenn man mit dem Flugzeug anreist und nur wenige Kilometer vom Airport bis zur berühmten Felsformation zurück zu legen hat.


Die Wadi Rum liegt fast vor unserer Haustür. Nur vier Stunden dauert der Flug nach Amman. Von dort sind es knapp 300 Kilometer im Mietwagen zur Wadi Rum Village mitten in der Sandsteinwüste. Natürlich kann man traditionelle und stilechte Zeltübernachtungen in der Wüste teuer buchen. Aber eigentlich genügt eine günstige Familienunterkunft in der Village mit einem netten Hausherrn, der uns für 100 Dollar am Tag mit seinem Geländewagen durch die Wüste kutschiert. Natürlich verspricht der Ritt auf eine Kamel mehr Abenteuer. Aber mit meinen Kameras war ich ganz froh die kleine Wüste an der Grenze zu Saudi-Arabien in drei Tagen mit dem Geländewagen kennen zu lernen und die Nächte für 20 Dollar am Tag in einem festen Haus verbringen zu können. Auf dem Weg sollte man eine Nacht in Petra Station machen und sich die Felsenstadt bei nächtlicher Kerzenbeleuchtung ansehen.


Da mir Fotos mit wenigen aber intensiven Farben besonders gut gefallen, gehört das Foto vom Deadvlei zu meinen schönsten Aufnahmen. Namibia ist auch für Alleinreisende gut zu erreichen und birgt keine besonderen Gefahren. Von Windhuk sind es nur 400 Kilometer bis zum Deadvlei. Statt in der Wüste Namib weiter nach Süden zu fahren, bin ich zur Walfischbucht und nach Swakopmund. Diese syltähnlichen Urlaubsdomizile hätte ich mir sparen können. Zu den Wildtierreservaten im Norden von Namibia und in Botswana ist es leider deutlich weiter, 1000 Kilometer von Windhuk. Da bietet sich ein Flug nach Victoria Falls eher an.


Der Aralsee in Usbekistan hat sich in 50 Jahren um mehr als 100 Kilometer von seinem ursprünglichen Ufer zurückgezogen. Jahrhunderte wurde der See vom Amudarja River mit Wasser gespeist, der in Afghanistan entspringt, bis Stalin auf die Idee kam die mittelasiatische Wüste zum größten Bauwollanbaugebiet der Welt zu machen. Das Land wurde durch Kanäle bewässert, die dem Fluss sein Wasser wegnahmen, bis im See nichts mehr davon ankam und die Fischindustrie ihre Flotte im Sand des Seeufers verrotten und verrosten ließ. Das Camp am versalzenen See liegt heute mehr als 100 Kilometer entfernt von jeder Zivilisation. Im Geländewagen geht es vier Stunden durch die Täler des früheren Seebodens.


Zu den Meeren haben weder der Aralsee noch sein früherer Zufluss eine Verbindung. Usbekistan Airways fliegt direkt von Frankfurt nach Taschkent. Einen Mietwagenanbieter fand ich durch ein internationales Portal, haben den Wagen aber telefonisch dort direkt gebucht. Wie auch in anderen früheren Sowjetrepubliken üblich, werden die Mietwagenkunden per GPS überwacht. Über Anrufe des Vermieters, man sei in der einen oder anderen Straße zu schnell gefahren, darf man sich nicht wundern. Um den Aralsee zu erreichen braucht man einen örtlichen Guide, der die Fahrt mit dem Geländewagen von Nukus oder Muynak organisiert. Auf dem Weg von Taschkent dorthin machen Tagesaufenthalte in den historischen Städten der Seidenstraße Sinn: Xiva, Buchara und Samarkant.


Leider kann man die Grenze zwischen Chile und Bolivien nicht mit dem Mietwagen überqueren, obwohl sich die schönsten Salzpfannen auf beiden Seiten der Grenze zwischen Atacama-Wüste und der Uyuni-Salar aneinander reihen. Selbst Reisegruppen müssen dort den Bus wechseln. Vom Calama Airport sind es rund 200 Kilometer zu den Salzseen und der Atacama Wüste. Von La Paz an den Rand des Uyuni Salar ist es mit 500 Kilometern etwas weiter. Die die meterdicke Salzschicht auf dem Uyuni Salar trägt jedes Fahrzeug. Die Anwohner fahren mit schweren Lastwagen darüber um das Salz abzubauen. Trotzdem empfiehlt sich ein vierradangetriebener Geländewagen, ohne den man nicht an die südlichen Salzseen nahe der chilenischen Grenze kommt. Die Überquerung des Uyuni Salar ist beeindruckend. Man sollte die Überquerung mit seiner Autovermietung aber vorher klären oder das Fahrzeug vor der Rückgabe von allen Salzspuren befreien. Zwei Stunden nichts als weißes Salz und ein paar Berggipfel im Vordergrund. Wenn es geregnet hat und ein wenig Wasser auf dem Salz steht wirkt die Oberfläche spiegelglatt und gibt ein tolles Spiegelbild vom leicht bewölkten Himmel. Reifenspuren im Salz weisen den Weg zu den aufs Festland führenden Dämmen. Denn an seinen Ufern ist das Salz nicht überall stabil.


Für konkrete Reiseplanungen stehe ich gern gegen ein kleines Honorar zur Verfügung. Reisebegleitung und Reiseleitung sind ebenfalls möglich.