Mit dem Zug auf Fotoreise
Mailand – Venedig – Grado – Sylt – Helgoland – Wien – Budapest – Matterhorn – Grindelwald – Jungfraujoch – Stubaier Gletscher – Bernina Diavolezza – Trondheim - Paris – Bretagne
Man muss nicht immer mit Flugzeug und Mietwagen zu den schönsten Fotospots reisen. Mit der Bahn ist es sogar bequemer – wenn Hotel und Locations mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß gut zu erreiche sind. Nach über 100 Flügen in fünf Jahren habe ich Interrail und Bahneurosupersparpreis entdeckt.
Nach Venedig kommt man aus Frankfurt schon für 50,- Euro. Der Bahnhof Santa Lucia liegt mitten in der Inselmetropole. Hotel um die Ecke. Mit Tagespass per Fähre um die Insel herum, den Rest zu Fuß. In wenigen Tagen kann man zu allen Jahreszeiten die schönsten Stellen ablichten. So lohnt sich der kostengünstige Kurztrip auch im Winter. Auf dem Weg bietet sich ein Zwischenaufenthalt in Mailand an. Die Halbinsel Grado zwischen Venedig und Triest, mit dem Zug von Venedig in zwei Stunden zu erreichen, überzeugt mit purer Natur und einem Delta ähnlich der Camargue. Im flachen Wasser der Lagune fühlen sich zahlreiche große Vögel wohl. Der Sonnenuntergang ist phenomenal.
Nach Sylt kommt man genauso einfach und hat von Bahnhof Westerland nur wenige Schritte zur Nordseeküste. Leider brauchen Intercity wie Regionalzüge von Hamburg nach Westerland fast genauso lange wie von München nach Hamburg. Aber man kommt schon für 30,- Euro aus Bayern an die Nordsee. Die Sylter Nahverkehrsgesellschaft bringt uns mit dem Bus zu allen Enden, in alle Ecken der Insel.
Mit der Fähre von Cuxhaven geht es auch im Winter nach Helgoland. Da die Fähren zumeist am Morgen nach Helgoland übersetzen und am Abend zurück fahren ist eine Übernachtung in Cuxhaven auf der Hin- und Rückfahrt angebracht. Aber man kommt auch durch die Nacht im ICE mach Norddeutschland – wenn man im Großraumwagen schlafen kann. Im Sommer bietet sich auch die schnelle Fähre von Hamburg an. Bei Wind und Wellengang fahren die Schiffe nicht jeden Tag – auch die Dünenfähre zwischen Helgoland und der Robben-Düne pausiert dann, obwohl es nur ein paar hundert Meter zur Düne sind. Deswegen empfiehlt sich eine eher flexible Tagesplanung. Vögel gibt es auch bei Sturm zu sehen. Dann suchen die Lummen im Windschatten Schutz am Lummenfelsen und die Möwen stürzen sich auf Nahrung in der aufgewirbelten Brandung. Die Robben liegen, wie das ganze Jahr über faul im Dünensand. Natürlich wird die Vogelwelt im März und April vielfältiger und bunter, wenn sich auch die Basstölpel zum Brüten auf Helgoland einfinden. Im Mai und Juni sieht man die Jungvögel aufwachsen.
Selbst Wien konnte ich in 6 Stunden für 50,- Euro aus der Mitte Deutschlands erreichen. Und ich dachte, das geht nur mit dem Flieger. Von dort lohnt sich die Weiterfahrt nach Ungarn. Budapest erreicht man in zweieinhalb Stunden. Wenn man bei der Bahn Online einen Wienaufenthalt von 48, 72 oder mehr Stunden eingibt gibt es die ganze Strecke von Frankfurt schon für 80,- Euro. In Budapest habe ich mir ein Hotel am Donauufer, direkt gegenüber dem berühmten Parlamentsgebäude gesucht, und konnte das Parlament bequem vor dem Frühstück im Sonnenaufgang sowie am Abend bei Sonnenuntergang fotografieren. Die Beleuchtung des imposanten Bauwerks wird jedoch erst bei Dämmerung ein- und um 23 Uhr abgeschaltet.
Weil man mit dem Auto sowieso nicht nach Zermatt hinein fahren kann, reist man besser ganz mit dem Zug an. Ich konnte ein Hotel gegenüber vom Bahnhof buchen und mich mit schwerer Kameraausrüstung per Matterhorn-Express, Riffelberg-Express oder Gornergrat-Bahn an die Bergseen und Gletscher bringen lassen. Leider kosten die Bergbahnen bis zum doppelten Preis der Zugfahrt nach Zermatt.
Gindelwald am Eiger im Berner Oberland eignet sich ebenfalls, um mit verschiedenen Bergbahnen die Gipfel zu erkunden. Auf der Fahrt mit der Jungfraubahn, die sich in den Bergen Eiger und Mönch zum Gipfel windet, hält der Zug 5 Minuten am Eismeer zum Fotografieren des Gletschers. Eine Fahrt zum Männlichen – mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau – und in den Norden zum First mit Blick über Grindelwald auf die gegenüberliegenden Bergspitzen sind ebenso attraktiv. Mit einem Mehrtagespass sind die Bergbahnen bezahlbar.
Als weitere Gletscher für Tagesreisen bieten sich das Stubaiertal südlich von Innsbruck in Tirol und die Gletscher um den Bernina Gipfel im Tessin an. Morgens mit dem Zug aus Deutschland ins Stubaital – kein Problem. Auch von Bernina Diavolezza geht es abends gut zurück. Aber über die Berge des Schweizer Nationalparks führt keine Bahn. Von Innsbruck bin ich abends zur Übernachtung nach Mailand weiter gereist und von dort am frühen Morgen nach Diavolezza. Die Luftseilbahnen zum Top of Tirol und zum Berghaus Diavolezza bieten einen tollen Blick über Gletscher und Schneegipfel, die sich von den Bergstationen ohne Liftanlagen oder Skifahrer davor gut fotografieren lassen
Nachdem sich der Winter aus den mitteleuropäischen Breitengraden fast ganz verabschiedet hat, bietet der Norden etwas mehr Schnee und Eis. Sieben Tage war ich per Interrail in der ersten Klasse für rund 300,- Euro durch Dänemark, Schweden und Norwegen bis nach Bergen und Trondheim unterwegs. Die größte, nördlichste Stadt Europas erreicht man mit dem Zug in zwei Tagen mit Übernachtung in Göteborg. Von der Strecke nach Bergen lohnt sich ein Abstecher nach Flam am Ende des Aurlandsfjords. Dort legen im Sommer große Kreuzfahrtschiffe mit tausenden Passagieren an, deshalb ist das kleine Dorf mit wenigen hundert Einwohnern auf Touristen eingestellt. Auf seinem Weg von Myrdal an der Schnellbahnstrecke Richtung Bergen überwindet die Flam-Bahn in einer Stunde 800 Meter Höhenunterschied und hält 5 Minuten zum Fotografieren des im Winter eingefrorenen Wasserfalls Kjosfossen.
Selbst an die französische Altantik-Küste bringt mich der Schnellzug. Ein paar Tage fotografiere ich in Paris, dort muss man sowieso den Bahnhof wechseln, mit der Metro von Paris-Est nach Montparnasse. Gegenüber vom Bahnhof Vannes in der Bretagne habe ich mir für fünf Tage einen Mietwagen gebucht, denn an der Cote Sauvage auf der Halbinsel Quiberon will ich nicht auf öffentlichen Nahverkehr angewiesen sein.
Für konkrete Reiseplanungen stehe ich gern gegen ein kleines Honorar zur Verfügung. Reisebegleitung und Reiseleitung sind ebenfalls möglich.